Endlich wieder Streit über Geschmack

Ein neues Buch des Schriftstellers Christian Kracht schlägt immer ein – auch diesmal feiern Kritiker seinen Roman "Eurotrash". Beworben wird er als Fortsetzung der Geschichte, die Kracht 1995 in "Faserland" erzählte. Die Hauptfigur des Buches heißt Christian Kracht, der Schriftsteller reist zusammen mit seiner schwerkranken Mutter ein letztes Mal durch die Schweiz. Zwischendurch wird in Rückblicken die Familiengeschichte durchleuchtet: Die einen waren Nazis, die anderen peinliche Parvenüs, und der Erzähler wird erdrückt von der schweren Last der Vergangenheit. Behauptet er zumindest, seine Mutter nimmt ihm diese Opferrolle nicht ab – sie trinkt Wodka zum Frühstück und erklärt dem Sohn, er solle nicht so jammern, sondern lieber mal ein gutes Buch schreiben so wie Flaubert oder so. Wie gut ist also das Buch "Eurotrash"? Ijoma Mangold ist fasziniert von Krachts neuem Roman, der seiner Meinung nach unsere Gegenwartsdiskurse in allen ihren schillernden Facetten einfängt: Vergangenheitsbewältigung wird hier gleichzeitig geleistet und persifliert als leere moralische Geste. Für Lars Weisbrod hingegen ist das Buch eine Enttäuschung – so wenig Stilbewusstsein, Sinn für elegante Komposition und Humor sind ihm bisher noch in keinem Kracht-Buch begegnet. Zusammen blicken die beiden Feuilleton-Redakteure zurück auf das Werk von Christian Kracht, sie diskutierten sich von "Faserland" bis in die Gegenwart. Am Ende stehen sie vor der großen Frage: Was ist in dem Buch jetzt ironisch gemeint und was nicht? Und kann man eigentlich zu einem objektiven Urteil kommen über ein Kunstwerk – oder ist alles immer nur relativ? Weitere Informationen: Los geht’s ins Jenseits von Gut und Böse https://www.zeit.de/2021/10/eurotrash-christian-kracht-roman-nazi-familie Thema Christian Kracht https://www.zeit.de/thema/christian-kracht "Faserland"-Autor gibt sein Archiv nach Marbach https://www.zeit.de/kultur/literatur/2019-10/christian-kracht-deutsches-literaturarchiv-marbach-schriftsteller Hauptsache, was mit Hitler https://www.zeit.de/2021/10/aufmerksamkeitsoekonomie-nazi-holocaust-vergleiche-kz

Om Podcasten

Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über Phänomene, die unsere Gegenwart ausmachen – die ZEIT-Feuilleton-Redakteure Nina Pauer, Ijoma Mangold, Lars Weisbrod und Apples Sprachassistentin Siri begleiten die Hörerinnen und Hörer durch die Jetztzeit. Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists. Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT: www.zeit.de/podcast-abo