Das kurze Leben der Aurelia Freiberg
Eine kurze Ganovengeschichte von Heidi Troi, Sprecher: Thomas Troi Musik: »Valentine« composed by Henry Jackman and Matthew Margeson An dem Tag, an dem Nadine beschloss, berühmt zu werden, regnete es. Sie saß an der Kassa des Penny-Marktes in der Josefinengasse und scannte die Waren ab, die auf dem Laufband in nie enden wollender Reihe vor ihr auftauchten. »35 Euro 50«, »19 Euro 21«, »77 Euro 51«, ratterte sie die Preise herunter, die ihr die Kassa ausgerechnet hatte, nahm die Geldscheine entgegen und gab das Restgeld heraus, das ihr wieder die Kassa ausgerechnet hatte. Zwischendrin dachte sie an den Regen, der ihr sicher wieder an die Fensterscheiben ihrer Einzimmerwohnung klatschte und überlegte, ob es nicht angebracht wäre, die Fensterscheiben mit einer Sandstrahlfolie abzudecken – immerhin war die Aussicht sowieso für den Eimer: das Gleis der U2. Wenn die Bahn im Fünf-Minuten-Takt vorbeifuhr zitterten die dünnen Scheiben. [...] Die Kurzgeschichte habe ich vor einigen Jahren für einen Wettbewerb geschrieben. Der Jury dort hat sie leider nicht genug gefallen, dafür umso mehr meinem Mann, der sie wieder für euch vertont hat.