Nina: Selbstjustiz nach versuchtem Totschlag

Nina Workhard fällt es nicht leicht, diese Story zu erzählen. Zum einen, weil sie Opfer einer traumatisierenden Gewalttat wurde. Zum anderen, weil die Dreistigkeit des Täters und die Schwächen unseres Rechtssystems sie darüber rachsüchtig werden ließen. Doch ihr Fall von Selbstjustiz ist mittlerweile verjährt. Nina ist 21 und noch Auszubildende im Autohaus, als sie einen Mann kennenlernt, der im gleichen Fitnessstudio trainiert. Nach ein paar Treffen scheint es für sie nicht ganz zu passen und sie geht nach einem offenen Gespräch mit ihm ohne schlechtes Gefühl auseinander. Vier Tage später passt er Nina auf dem Parkplatz ab, bittet um 5 Minuten. Arglos steigt sie in sein Auto. Eine katastrophale Entscheidung, denn es folgen: Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung, versuchter Totschlag! Durch das Reagieren von Zeugen kann Nina nach einer Stunde verletzt entkommen und erstattet Anzeige noch bevor sie ins Krankenhaus geht. Bei der folgenden Gerichtsverhandlung erfährt sie, dass der Kampfsportler schon 7-fach vorbestraft ist und die Tat sogar vereiteln wollte. Das Urteil, eine Haftstrafe, verschafft ihr Genugtuung. Doch der Mann geht in Revision. Die Justiz ist überlastet und Nina fühlt sich über Monate, Jahre in der Opferrolle gefangen. Beim 2. Urteil kommt der Täter mit einer Bewährungsstrafe davon. Und gibt bei den Ämtern vor, das Schmerzensgeld nicht zahlen zu können, während er mit neuem Auto im Internet protzt. Da reicht es Nina, sie will Vergeltung! Roman und Maximilian sind fassungslos. Nicht über Ninas Rachegelüste, sondern über die Schamlosigkeit und Selbstgerechtigkeit mancher Geschlechtsgenossen. Gemeinsam versuchen sie das Thema Gewalt an Frauen zu fassen und die Problematik der Opfer zu verstehen. Warum neigen Menschen dazu, Gewaltopfern eine Mitschuld zu unterstellen? Welcher Mechanismus in unserem Denken schlägt da fehl? Was muss sich in unserem Rechtssystem ändern, was muss die Polizei im Umgang mit Opfern ändern? Maximilian versucht zu ergründen: Wie verhält man sich bei einem gewalttätigen Übergriff? Auch er weiß sicher aus Erfahrung: Selbstjustiz ist nicht heilsam! Nina erkennt heute sofort, welche Sprüche auf toxische Männlichkeit hinweisen. Ihre Genugtuung über die Vergeltung hat sich falsch angefühlt. Doch sie konnte sich nach 7 Jahren selbst verzeihen und hat auch keinen Männerhass entwickelt. Nach diesem tiefen Gespräch ist ihre Leiche begraben. Schreibt uns unter gjh@swr3.de Drogen-, Gewalt- und Kriminalprävention im gesamten deutschsprachigen Raum: https://www.sichtwaisen-ev.de/ Hilfe und Beratung bei Gewalt: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/frauen-vor-gewalt-schuetzen/hilfe-und-vernetzung/hilfe-und-beratung-bei-gewalt-80640 Hilfe bei häuslicher Gewalt: https://www.malteser.de/aware/hilfreich/richtig-verhalten-bei-haeuslicher-gewalt.html#c748847 Frauen gegen Gewalt e. V. Hilfe & Beratung: https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/hilfsangebote.html Hilfe nach Gewalt: https://weisser-ring.de/ Therapeutensuche: https://www.therapie.de/psyche/info/ und https://www.bptk.de/service/therapeutensuche/ Suchtberatung: https://www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis Hilfe bei Kriminalität: https://www.polizei-beratung.de/opferinformationen/

Om Podcasten

Ein Ex-Gefängnisinsasse, ein Ex-Drogenabhängiger und eine Domina sitzen gemeinsam am Tisch... Das könnte eine Filmszene sein, bei uns ist es der Anfang vieler spannender Gespräche! Zwischen Maximilian Pollux, Roman Lemke und neu: Nina Workhard. Die drei haben Erfahrungen gemacht, die andere nur aus dem Fernsehen oder dem Internet kennen. Oft jenseits der Legalität. Und sie lassen uns teilhaben. Sie sprechen offen und authentisch miteinander und stellen sich Fragen, die man sich selbst nicht trauen würde zu fragen. Wie sind sie dahingekommen, was haben sie erlebt, wie haben sie dieses Leben hinter sich gelassen und wie geht es ihnen jetzt? In der ersten Staffel erzählen sie das entlang der sieben Todsünden: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit. Denn genau dazwischen hat sich das Leben von Maximilian, Roman und der Ex-Prostituierten Tara abgespielt. In der zweiten Staffel geht es um das „Tier in uns“: Was ist ein „Hai“ oder eine „Ratte“ unter Gangstern? Wann musste Roman den „Hasen machen“? Und warum fühlte sich Tara manchmal wie ein Waschbär? Die dritte Staffel heißt: „Leichen im Keller“. Welche Geheimnisse belasten das Gewissen schon lange? Maximilian, Roman und Neuzugang Nina haben davon noch einige auf Lager und holen sie zusammen mit spannenden Gästen ans Licht. Jeden Donnerstag gibt es eine neue Folge auf SWR3.de, in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcast gibt!