Sylt: Früher Koksen, heute Darmspiegelung

Schon 1988 grölten die Ärzte "Ich will zurück nach Westerland!", in den Neunzigern ließ dann Christian Kracht seinen Roman "Faserland" am Fischbrötchenstand in List beginnen. Jetzt wollen linke Krawallos angeblich die Insel stürmen: Sylt, so viel ist klar, ist für Deutsche ein besonders emblematischer Ort: als Metapher für das ungestörte Leben der Reichen, die hier unterm Reetdach sitzen und sich abschotten, aber auch für eine überwältigend schöne Natur, die von Menschen droht verwüstet zu werden. Welche dieser Bilder stimmen eigentlich heute noch? Wird die Idee von Sylt zerstört oder im Gegenteil endlich wunderbar demokratisiert, wenn in diesem Sommer alle mit dem ÖPNV auf die Insel kommen? Trägt man dort immer noch Wachsjacken oder brennen bald die Strandkörbe? Und was ist das eigentlich für eine komische teure Klinik, die dort neu gebaut wird und die eine Rundum-Premiumvariante medizinischer Vorsorge anbietet, von Schlaftherapie bis Darmspiegelung? In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die Sogenannte Gegenwart" widmen sich Lars Weisbrod und Nina Pauer einem Ort, der für Deutschland einzigartig und immer wieder Gegenstand politischer Debatten unserer Gegenwart ist, egal ob sie sich an Zugtickets entzündet oder an Gambas mit Knoblauchsoße. In dieser Folge sprechen Lars und Nina über die Bücher: - Christian Kracht: "Faserland", Kiepenheuer und Witsch, 1995 - Fritz J. Raddatz: "Mein Sylt", Mare, 2006

Om Podcasten

Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über Phänomene, die unsere Gegenwart ausmachen – die ZEIT-Feuilleton-Redakteure Nina Pauer, Ijoma Mangold, Lars Weisbrod und Apples Sprachassistentin Siri begleiten die Hörerinnen und Hörer durch die Jetztzeit. Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists. Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT: www.zeit.de/podcast-abo