Episode 071: Ugetsu - Erzählungen unter dem Regenmond (Ugetsu monogatari), 1953

Ohne Kenji Mizoguchis UGETSU MONOGATARI kein Siegeszug des japanischen Kinos im Westen: neben Akira Kurosawa steht kaum ein anderer Filmemacher so sehr für das sogenannte goldene Zeitalter des japanischen Filmschaffens. Anfang der 50er Jahre ist Mizoguchi auch einer der ersten, die sich mit Japans Rolle im Zweiten Weltkrieg auseinander setzen. Vordergründig geht es in UGETSU um das Leid der Landbevölkerung während eines Kriegs zwischen Klans im 16. Jahrhundert. Tatsächlich aber gestaltet Mizoguchi seinen Film maximal anschlussfähig für eine Welt, der die Grauen des Krieges noch ganz unmittelbar sind. In UGETSU MONOGATARI werden Frauen entführt und zur Prostitution gezwungen – ein ganz bewusstes Echo des Umgangs japanischer Soldaten mit den sogenannten „comfort women“ während des Weltkriegs. Und brave Bauern verlieren den Verstand, weil sie glauben, Kriegsgewinnler werden zu können. Wir setzen uns kritisch damit auseinander, wie ernst man Mizoguchis ersten Versuch einer verantwortungsbewussten Erinnerungskultur heute noch nehmen kann. Und arbeiten uns an seinem betont japanischen Stil ab: Kamerafahrten wie Bildrollen, die sich vor unseren Augen entfalten.

Om Podcasten

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.