Episode 098: Dressed to Kill, 1980

Filmfans und Filmkritiker lieben Brian De Palma, seien wir ehrlich: wir auch. Am Beispiel von DRESSED TO KILL erkennen wir auch, warum. Gerade die erste halbe Stunde ist die Perfektion des selbstbewussten, den Kamerablick aufzeigenden, das Publikum im Jetzt abholenden Kino. Wir erzählen filmisch, aber so, dass das Publikum dies auch wahrnehmen muss, um den Film zu verstehen und einzuordnen. Dazu ist das Ganze in seiner Zeit zutiefst transgressiv, denn es geht um Sexualität und Begehren einer Frau mittleren Alters – hier kommt der Erotikthriller in den Mainstream. Doch es zeigt sich zugleich eine Schwäche, die auch in der Zitate-lastigen Erzählform ihre Ursache hat, denn der herbeigebrachte Bruch, deutlich an Hitchcock orientiert und in sich eine kluge Idee, überführt den Film in eine schwächere Konstruktion, die ihre Erzählung weg von der subjektiven Psychologisierung hin zu einer Nexus-Erzählung umbaut. Aber kann man einem Film vorwerfen, dass er nach der ersten, filmisch quasi perfekten 30 Minuten nicht mehr auf dem Niveau bleiben kann?

Om Podcasten

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.