Episode 170: JSA - Joint Security Area (Gongdong gyeongbi guyeok JSA), 2000

Kann Kunst Wirklichkeit verändern? Ist irgendjemand schon einmal aus dem Kino gekommen mit einer nachhaltig veränderten Weltsicht? Oder konkreter, auf unseren Film der Woche bezogen: Wenn man Nordkorea für einen bitterbösen Schurkenstaat hält und sicher ist, dass jeder Kommunist ein Diener des Satans persönlich - kann einen dann ein Film vom Gegenteil überzeugen? Park Chan Wooks Joint Security Area versucht es zumindest. Zum Beispiel, indem er im ersten Drittel scheinbar eben diese Vorurteile bestätigt. Und uns dann in der zweiten Hälfte gnadenlos den Boden unter den Füßen wegzieht: mit nord- und südkoreanischen Soldaten, die sich zusammen besaufen, die tanzen, herumalbern. Und indem er uns den Korea-Konflikt immer wieder als Performance zeigt, eine idiotische Bühnenshow - nur im Leid, das sie bringt, schrecklich real. Um unsere Fehleinschätzungen sicht- und spürbar zu machen, benutzt Park Chan Wook Genrestrukturen: Krimi, Thriller, die koreanische Variante von heroic bloodshed. Wir reden über die rhetorischen Strategien des Films. Und darüber, dass er am Ende dann doch tieftraurig ist - und alles andere als sicher, dass Kino die Welt verändern kann.

Om Podcasten

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.