Episode 173: Der eiskalte Engel (Le samouraï), 1967

Alles an diesem Film ist Behauptung und Erfindung, angefangen beim Zitat, das Melville in der ersten Einstellung einblenden lässt: das stamme aus dem Ehrenkodex der Samurai, behauptet der Film da. Das ist natürlich Quatsch. Der Regisseur und Drehbuchautor hat es frei erfunden. Der eiskalte Engel macht auch sonst keinerlei Hehl aus seiner Künstlichkeit, seinem Ästhetizismus: theaterhafte Sets prallen auf gegenwärtige Straßenaufnahmen wie weiland bei der Nouvelle Vague, viele der Figuren haben erst gar keinen Namen, sondern tragen nur eine Typenbezeichnung: "der Kommissar", "die Pianistin". Zuvorderst wird Alain Delon zur reinen, wunderschönen Oberfläche. Und zumindest im Film darf diese Schönheit gegen die Absurdität des menschlichen Daseins gewinnen.

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Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.