Episode 22: Martha, 1974

Im Jahre 1974 läuft der vom WDR günstig produzierte Kunstfilm im Prime-Programm der ARD und kommt damit direkt in die Wohnzimmer derer, mit denen Rainer Werner Fassbinder hier (wieder einmal) bitter-böse abrechnet: MARTHA ist ein wütender Angriff auf das Bürgertum, eine krasse Satire, die zu einem fast unerträglichen Horror-Stück mutiert und die Bürgerlichkeit mit ihren Repressionsmechanismen anhand einer schrecklichen sadomasochistischen Ehe auseinandernimmt. Fassbinders masochistisch veranlagte, naiv-arrogante Martha ist dabei genauso unsympathisch wie ihr sadistischer Ehemann Helmut oder auch alle anderen Akteure. Wir reden darüber, wie Fassbinder selbst sein liebstes Genre, das Melodram, opfert, um dessen Rolle als des Bürgerlichen liebste Erzählform auszustellen. Zudem schauen wir auf das Verhältnis zwischen Fassbinders mise-en-scene auf Basis von Kurt Raabs Produktionsdesign und Michael Ballhaus‘ freier, präzise im Raum agierender Kamera.

Om Podcasten

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.