„Den einzigen Sohn wegzuschicken, das ist schon allerhand!" - #07ESD - Juan Breitbart

„Was es für eine Mutter bedeutet, den einzigen Sohn wegzuschicken, ohne zu wissen, wann sie ihn wieder sieht, das ist schon allerhand.“ Das erzählt Juan Breitbard 2004 im Interview in Argentinien. Geboren wurde er 1916 in Berlin als Hans Joachim. Wenige Tage vor seinem 22. Geburtstag flieht er nach Bulgarien, dann nach Paris und bald über Genua nach Montevideo, Uruguay. Nur seiner Mutter habe er das zu verdanken, betont er immer wieder und sagt: "Meine Mutter hat mich zweimal geboren." So flieht er ganz allein und bleib zunächst allein. Seine Eltern schaffen es 1939 nach Shanghai auszuwandern, wo sein Vater 1941 an einer Seuche stirbt. Erst 1951 sieht er seine Mutter wieder. Sie kommt zu ihm nach Buenos Aires, wo er zu diesem Zeipunkt bereits seit 10 Jahren lebt. Die lange Trennung von seiner Familie hat ihn sehr geprägt. Er sagt, die Nazis hätten ihm einen Teil seiner Familie genommen und sein Familienleben zerstört. Er habe nie geheiratet. Alleinsein gehört zu seinem Leben. In dieser Folge zu Gast: Sonja Mühlberger. Sie wurde 1939 als Kind deutscher Juden in Shanghai geboren und ist somit Zeitzeugin und gleichzeitig Shanghai-Expertin. Sie hat tatsächlich Namen und Daten zu den Eltern von Juan Breitbart gefunden, denn sie führt seit Jahren Listen mit den Namen und Daten aller jüdischen Flüchtlinge. Sie erzählt von den damaligen Lebensverhältnissen im jüdischen Ghetto und wie es den Eltern Juan Breitbart ergangen sein muss.

Om Podcasten

"Wir können doch nichts dafür. Deutsch ist und bleibt unsere Muttersprache." In San Miguel, einem Ort nördlich von Buenos Aires, steht das Hogar Adolfo Hirsch, das Altenheim der Deutsch sprechenden Juden Argentiniens. Ungefähr 170 alte Menschen leben hier, inmitten eines großzügigen blühenden Parkgeländes. Alle sind Einwanderer der ersten Generation. Sie sind in Deutschland, Österreich oder Ungarn geboren und ihre Lebensgeschichten sind bis heute eng mit Deutschland verknüpft, mit dem Deutschland der Nazizeit. Wir haben 49 von ihnen besucht, um mehr über ihr Leben zu erfahren. Einige haben wir in ihren Zimmern aufgesucht, andere im Park getroffen oder in der Stadt. Hier erzählen 49 Männer und Frauen von ihrer Emigrationsgeschichte, ihrem Verhältnis zu Argentinien und ob sie je darüber nachgedacht haben, wieder in Deutschland zu leben. Die Initiatorin des Projektes, Corinna Below (Journalistin) spricht in diesem Podcast mit ihrem Freund und Kollegen Carsten Janz über die Schicksale der Vertriebenen. Dazu sind Gäste geladen, Experten aber auch Verwandte oder Zeitzeugen. Und auch aktuelle politische Entwicklungen werden hier besprochen. Gegen das Vergessen.