„Die Nachbarn haben nicht mehr gegrüßt, aus Angst um ihre Kinder.“ - #13ESD - Lesung Cecilia Paschkes

Cecilie Paschkes ist 13 Jahre alt, als die Eltern beschließen, so schnell wie möglich aus Nazideutschland nach Argentinien auszuwandern. Zu gehen fällt der Jugendlichen nicht schwer, denn die Familie war erst 1929 aus Buenos Aires in Cecilies Geburtsstadt zurückgekommen. Sie erlebt wenig Anfeindungen, aber "die Nachbarn haben nicht mehr gegrüßt, aus Angst um ihre Kinder.“ Und als sie 1934 ausreisen, „da sind schon aus Dachau die versiegelten Särge rausgekommen“, erinnert sie sich im Interview 2004. Ihr Vater, so erzählt sie weiter, sei 1933 zufällig in Nürnberg gewesen, als die Nationalsozialisten dort ihren Parteitag abhielten. Er habe sofort gewusst, dass er seine Familie in Sicherheit bringen muss.

Om Podcasten

"Wir können doch nichts dafür. Deutsch ist und bleibt unsere Muttersprache." In San Miguel, einem Ort nördlich von Buenos Aires, steht das Hogar Adolfo Hirsch, das Altenheim der Deutsch sprechenden Juden Argentiniens. Ungefähr 170 alte Menschen leben hier, inmitten eines großzügigen blühenden Parkgeländes. Alle sind Einwanderer der ersten Generation. Sie sind in Deutschland, Österreich oder Ungarn geboren und ihre Lebensgeschichten sind bis heute eng mit Deutschland verknüpft, mit dem Deutschland der Nazizeit. Wir haben 49 von ihnen besucht, um mehr über ihr Leben zu erfahren. Einige haben wir in ihren Zimmern aufgesucht, andere im Park getroffen oder in der Stadt. Hier erzählen 49 Männer und Frauen von ihrer Emigrationsgeschichte, ihrem Verhältnis zu Argentinien und ob sie je darüber nachgedacht haben, wieder in Deutschland zu leben. Die Initiatorin des Projektes, Corinna Below (Journalistin) spricht in diesem Podcast mit ihrem Freund und Kollegen Carsten Janz über die Schicksale der Vertriebenen. Dazu sind Gäste geladen, Experten aber auch Verwandte oder Zeitzeugen. Und auch aktuelle politische Entwicklungen werden hier besprochen. Gegen das Vergessen.