Iris von Roten (1917–1990)

Die Schweizerin aus gutbürgerlichem Hause war Juristin, Journalistin und Frauenrechtlerin. Scharfzüngig und hellsichtig analysierte sie die Geschlechterverhältnisse in der Schweiz. In ihrem Werk „Frauen im Laufgitter“, erschienen 1958, kritisiert sie, dass den Frauen oft nur berufliche „Abfallarbeit“ zugestanden werde. Sie verurteilt den „Haushaltsfron“, problematisiert Ehe und Mutterschaft sowie die politische Unmündigkeit der Frauen und propagiert überdies sexuelle Selbstbestimmung und freie Liebe.  *** Iris von Roten, geborene Iris Meyer, war ein ausgesprochen reflektierter Mensch. Und sie war bei aller intellektueller Schärfe ein sinnlicher Mensch. Sie liebte Literatur, Kunst und Kunstgeschichte und stellte schon als junges Mädchen fest, dass Arbeit und Genuss sich im Leben eines Menschen die Waage halten sollten. Die Rolle, welche die Gesellschaft für Frauen vorgesehen hatte, behagte ihr hingegen ganz und gar nicht.   Sie studiert Rechtswissenschaften an der Universität Bern, fällt auf durch ihre Intelligenz, ihre selbstbewusste Haltung und ihren Sinn für Mode. Nach ihrer Dissertation arbeitet sie als Journalistin, unter anderem als Chefredakteurin des Schweizer Frauenblatts. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter von Roten, den sie während ihres Studiums kennengelernt hat, betätigt sie sich auch als Anwältin. Bereits 1948 beginnt sie mit den Recherchen für ihr Hauptwerk „Frauen im Laufgitter. Offene Worte zur Stellung der Frau“, das 1958 erscheint.  efef-Verlag, Neuauflage 2014 mit einem Nachwort von Elisabeth Joris Zu dieser Zeit dürfen Frauen in der Schweiz noch nicht wählen. Im Februar 1959 soll darüber abgestimmt werden – und ihr feministischen Manifest feuert die Debatten rund um das Thema Frauenwahlrecht an. Iris von Roten wird als wütend und aufrührerisch wahrgenommen und als „streitsüchtige Hysterikerin“ diffamiert. Selbst Frauenverbände distanzieren sich von ihr, da sie sich mit vielen ihrer radikalen Positionen nicht anfreunden können. Insbesondere ihre Auffassung von selbstbestimmter Sexualität findet bei ihren Geschlechtsgenossinnen keine Zustimmung. Dass Iris und Peter von Roten selbst ein unkonventionelles Beziehungsmodell leben, welches nicht strikt monogam ist und Haushalt und Kindererziehung auf beide Ehepartner verteilt, dürfte die Ablehnung zusätzlich verstärkt haben.  Die „Simone de Beauvoir der Schweiz“ wird sie auch genannt und eine solch faszinierende Persönlichkeit hat natürlich einen Ehrenplatz in unserem Frauenleben-Podcast verdient. Diese Folge beruht auf der Doppelbiografie „Verliebte Feinde“ des Historikers Wilfried Meichtry, dem umfangreiches Archivmaterial für seine Arbeit zur Verfügung stand, unter anderem Tagebücher von Iris von Roten sowie der Briefwechsel des Ehepaars Iris und Peter von Roten.  Quelle:  Wilfried Meichtry, Verliebte Feinde. Iris und Peter von Roten. Nagel & Kimche 2012 Weiterlesen: Frauen im Laufgitter. Offene Worte zur Stellung der Frau. Neuausgabe 2014, efef-Verlag Lesetipp online:  Mit Iris von Roten „den Problemen des weiblichen Lebens bis an die Wurzel nachgehen“, von Dolores Zoé Bertschinger Anschauen: Trailer zum Kino Film „Verliebte Feinde“, Drehbuch von Wilfried Meichtry (Docufiction)  Iris von Roten interviewt Esther Vilar zu ihrem Buch „Der dressierte Mann“  ...

Om Podcasten

Inspirierende Portraits von Frauen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Politik, vorgestellt von Susanne Popp und Petra Hucke, Autorinnen historischer Romane. Habt ihr schon einmal gehört, dass die Brooklyn Bridge von einer Frau gebaut wurde? Wisst ihr, wer die Veuve Cliquot hinter der berühmten Champagnermarke war? Kennt ihr mehr als die Namen der Umweltaktivistin Rachel Carson, der promovierten Ärztin Dorothea Erxleben, der Naturforscherin Amalie Dietrich oder der Mathematikerin Ada Lovelace? Wir lesen ihre Biografien, erforschen ihre Hintergründe und präsentieren euch alle vierzehn Tage den Lebenslauf und die Lebensleistung von Frauen, die prominenter in unseren Geschichtsbüchern auftauchen sollten. Das beginnt mit universalgelehrten Frauen im frühen 17. Jahrhundert wie Anna Maria Schurmann und endet mit Politikerinnen kurz vor unserer Zeit wie Elisabeth Schwarzhaupt. Wir stöbern in Europa genauso herum wie in Nordamerika, strecken die Fühler jedoch nach und nach immer weiter aus. Starke Frauen können uns mit ihrer Durchsetzungsfähigkeit als Vorbild dienen, denn gerade in vergangenen Jahrhunderten hatten sie immer Schwierigkeiten, sich zu behaupten und einen Platz in der von Männern dominierten Welt zu finden. In unserem Podcast bekommen sie die Aufmerksamkeit, die sie verdient haben. Weitere Hintergrundinformationen zu den einzelnen Folgen und zu uns als Hosts findet ihr auf https://frauenleben-podcast.de, wo wir auch einen Blog mit weiteren Biografien und Fundstücken führen. Susanne Popp veröffentlicht in diesem Jahr beim Rowohlt-Verlag eine historische Romanbiografie über die Veuve Cliquot, die Frau hinter der gleichnamigen Champagnermarke. "Madame Cliquot und das Glück der Champagne" ist zur Zeit noch in Arbeit, aber der Erscheinungstermin steht bereits fest, nämlich der 17. November 2020 (ab 1. November als E-Book). Freut euch auf eine ebenso spannende wie unterhaltsame Geschichte über eine mutige Frau, die in schwierigen Zeiten ihren eigenen Weg geht. Petra Hucke hat nach einem Mystery-Thriller den historischen Roman "Solch ein zephyrleichtes Leben" über die Tänzerin Ida Brun veröffentlicht. Im Juli 2021 erscheint beim Piper-Verlag die Romanbiografie „Die Architektin von New York“ über Emily Warren Roebling und ihre Lebensgeschichte, die sie selbst wohl nie so hätte voraussehen können. Weitere Frauenbiografien, für die wir bereits Episoden veröffentlicht oder fest eingeplant haben: Die Archäologin Mary Leakey, die studierte Ärztin und Lehrerin Maria Montessori, die erste US-Präsidentschaftskandidatin Victoria Woodhull, die Juristin und Frauenrechtlerin Iris von Roten, die Physikprofessorin Laura Bassi, die Erfinderin Hedy Lamarr und die Chemikerin Alice Augusta Ball. Habt ihr Vorschläge für weitere Geschichten von Frauen? Wir freuen uns auf eure Ideen! Einfach eine Email schreiben an kontakt@frauenleben-podcast.de