Mathilde Franziska Anneke (1817–1884)

Mathilde Franziska Anneke war eine bedeutende Revolutionärin und Sozialunternehmerin des 19. Jahrhunderts. In Deutschland stritt sie für Demokratie und Frauenrechte, gründete eine Frauenzeitung und wurde später in den USA zu einer bekannten und beliebten Rednerin, die die amerikanische Frauenrechtsbewegung inspirierte und beeinflusste. Ihre Schule für Mädchen verfolgte das Ziel, Mädchen und junge Frauen jenseits von Kinder, Küche und Kirche zur Selbstständigkeit zu erziehen.    *** Kindheit und Jugend Mathilde ist das älteste von zwölf Geschwistern und wächst wohl behütet auf. Ihr Vater Karl Giesler ist wohlhabend und angesehen, ein Bergwerksbesitzer und Ratsherr, und ihr Pate ist der berühmte preußische Reformer Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, den die Familie häufig besucht. Mathilde erfährt die typische Mädchenbildung der damaligen Zeit, zeichnet, malt, spielt Klavier, lernt aber auch die Grundzüge der Naturwissenschaften. 1835 verliert ihr Vater durch eine Fehlspekulation in eine pferdebetriebene Eisenbahn sein Vermögen, woraufhin Mathilde einen wohlhabenden Weinhändler heiratet, Alfred von Tabouillot, der hilft, die Finanzen des Vaters zu sanieren. Mathilde Franziska Anneke im Alter von etwa 23 Jahren (Der Märker, Heimatblatt, Mai 1860) Unglückliche Ehe und Scheidung Auf eine glückliche Kindheit folgt eine sehr unglückliche Ehe. Der Ehemann entpuppt sich als gewalttätiger Trinker. Ein Jahr nach der Hochzeit und kurz nach Geburt ihrer Tochter Johanna, genannt Fanny, verlässt sie ihren Mann im Jahr 1837 und reicht ein Scheidungsgesuch ein, wodurch sie ihr Ansehen und ihre soziale Stellung verliert. Der jahrelange Scheidungsprozess führt ihr deutlich vor Augen, wie ungerecht die Gesetzgebung Frauen gegenüber ist, so muss sie sich mühsam eine geringe Unterhaltssumme erkämpfen. 1843 wird sie schuldig geschieden, darf aber die Tochter behalten. Sie nennt sich fortan: „Verheiratet gewesene von Tabouillot, geborene Giesler“. Berufstätigkeit als Autorin Als alleinstehende Frau ernährt Mathilde Franziska sich und ihre Tochter mit Schreiben. Sie publiziert beispielsweise in Frauenalmanachen oder in Zeitschriften wie der Gartenlaube, schreibt aber auch für die Kölnische Zeitung, die Augsburger Allgemeine, die Düsseldorfer Zeitung und die Mannheimer Abendzeitung. Außerdem schreibt sie Novellen und übersetzt englische Texte ins Deutsche. Ihre frühen Texte sind typisch Biedermeier. Zur Religion hat sie ein ambivalentes Verhältnis, der Glaube an Gott spendet ihr Trost, sie ist aber auch der Meinung, dass der katholische Glaube Frauen zu sehr zur Unterordnung zwingt.  1846 schreibt sie ein Werk, dass erstmals ihren leidenschaftlichen Einsatz für Frauenrechte zum Ausdruck bringt, „Das Weib im Conflict mit den socialen Verhältnissen“. Es handelt sich um eine Verteidigungsrede für ihre Mitstreiterin Louise Aston, die genau wie sie selbst gezwungen war, einen reichen Mann zu heiraten und nach der Scheidung ihren Ruf verlor. Vor allem aber ist es eine Abrechnung mit Staat, Kirche und Gesellschaft. Mathilde Franziska Anneke bringt zum Ausdruck, dass es der kirchliche Dogmatismus ist, der das männliche Machtmonopol verewigt und polemisiert gegen die Unterdrückungsmechanismen der christlichen Religion in Verbindung mit den staatlichen Gesetzen. Die Publikation, 1847 in einer kleinen Auflage erschienen, macht sie national bekannt.  Die Neue Kölnische Zeitung und die Frauen-Zeitung 1837 war sie mit ihrer Tochter nach Wesel gezogen und 1839 nach Münster. Sie diskutiert mit im Demokratischen Verein und lernt dort neben Karl Marx oder Ferdinand Freiligrath auch ihren zweiten Ehemann kennen, Captain Friedrich Anneke,

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Inspirierende Portraits von Frauen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Politik, vorgestellt von Susanne Popp und Petra Hucke, Autorinnen historischer Romane. Habt ihr schon einmal gehört, dass die Brooklyn Bridge von einer Frau gebaut wurde? Wisst ihr, wer die Veuve Cliquot hinter der berühmten Champagnermarke war? Kennt ihr mehr als die Namen der Umweltaktivistin Rachel Carson, der promovierten Ärztin Dorothea Erxleben, der Naturforscherin Amalie Dietrich oder der Mathematikerin Ada Lovelace? Wir lesen ihre Biografien, erforschen ihre Hintergründe und präsentieren euch alle vierzehn Tage den Lebenslauf und die Lebensleistung von Frauen, die prominenter in unseren Geschichtsbüchern auftauchen sollten. Das beginnt mit universalgelehrten Frauen im frühen 17. Jahrhundert wie Anna Maria Schurmann und endet mit Politikerinnen kurz vor unserer Zeit wie Elisabeth Schwarzhaupt. Wir stöbern in Europa genauso herum wie in Nordamerika, strecken die Fühler jedoch nach und nach immer weiter aus. Starke Frauen können uns mit ihrer Durchsetzungsfähigkeit als Vorbild dienen, denn gerade in vergangenen Jahrhunderten hatten sie immer Schwierigkeiten, sich zu behaupten und einen Platz in der von Männern dominierten Welt zu finden. In unserem Podcast bekommen sie die Aufmerksamkeit, die sie verdient haben. Weitere Hintergrundinformationen zu den einzelnen Folgen und zu uns als Hosts findet ihr auf https://frauenleben-podcast.de, wo wir auch einen Blog mit weiteren Biografien und Fundstücken führen. Susanne Popp veröffentlicht in diesem Jahr beim Rowohlt-Verlag eine historische Romanbiografie über die Veuve Cliquot, die Frau hinter der gleichnamigen Champagnermarke. "Madame Cliquot und das Glück der Champagne" ist zur Zeit noch in Arbeit, aber der Erscheinungstermin steht bereits fest, nämlich der 17. November 2020 (ab 1. November als E-Book). Freut euch auf eine ebenso spannende wie unterhaltsame Geschichte über eine mutige Frau, die in schwierigen Zeiten ihren eigenen Weg geht. Petra Hucke hat nach einem Mystery-Thriller den historischen Roman "Solch ein zephyrleichtes Leben" über die Tänzerin Ida Brun veröffentlicht. Im Juli 2021 erscheint beim Piper-Verlag die Romanbiografie „Die Architektin von New York“ über Emily Warren Roebling und ihre Lebensgeschichte, die sie selbst wohl nie so hätte voraussehen können. Weitere Frauenbiografien, für die wir bereits Episoden veröffentlicht oder fest eingeplant haben: Die Archäologin Mary Leakey, die studierte Ärztin und Lehrerin Maria Montessori, die erste US-Präsidentschaftskandidatin Victoria Woodhull, die Juristin und Frauenrechtlerin Iris von Roten, die Physikprofessorin Laura Bassi, die Erfinderin Hedy Lamarr und die Chemikerin Alice Augusta Ball. Habt ihr Vorschläge für weitere Geschichten von Frauen? Wir freuen uns auf eure Ideen! Einfach eine Email schreiben an kontakt@frauenleben-podcast.de