Inhalte der Projektpräsentation – Anwendungsentwickler-Podcast #11

In der elften Episode meines Anwendungsentwickler-Podcasts gehe ich sinnvolle Inhalte der Projektpräsentation durch. Wichtige allgemeine Hinweise Die Projektpräsentation sollte im Großen und Ganzen die Inhalte der Projektdokumentation verkürzt darstellen. Meist haben nicht alle Mitglieder des Prüfungsausschusses die Dokumentation gelesen, also sollte die Präsentation ohne dieses Hintergrundwissen verständlich sein. Du kannst davon ausgehen, dass im Prüfungsausschuss erfahrene Softwareentwickler sitzen, musst also keine allgemein bekannten Begriffe erläutern (z.B. GUI, ERM usw.). Aber die Feinheiten deiner Branche, deines Ausbildungsbetriebes und insb. deines Projektumfelds wird niemand kennen. Da die 15 Minuten - die du übrigens unbedingt einhalten musst - recht knapp bemessen sind, sollten die wichtigsten und interessantesten Inhalte der Dokumentation gezeigt werden. Das sind hauptsächlich die angewendeten Methoden, z.B. in Form von UML-Diagrammen, und nicht langweilige Textwüsten. Super ist eine Live-Demo deiner Anwendung, wobei du sicher sein solltest, dass diese wie erwartet funktioniert. Ich würde daher eher zu Screenshots oder einem Screencast raten. Alle Inhalte müssen gut lesbar sein. Ich empfehle mind. (!) Schriftgröße 24. Achte insb. auf Grafiken und Quelltexte, die genauso groß sein sollten. Nutze woimmer es geht besser Grafiken/Diagramme anstatt Text zur Visualisierung deiner Arbeit. Die hast du ohnehin (hoffentlich) für die Dokumentation erstellt. Zeige interessante Inhalte und Beispiele und keine langweiligen Trivialitäten. Beispiel: Als Quelltextausschnitt nicht die Getter/Setter deiner Klasse zeigen, sondern den selbst entwickelten Algorithmus. Die Corporate Identity (Logo, Fußzeile usw.) mag deinem Ausbildungsbetrieb heilig sein, aber wenn du große Grafiken oder Quelltext zeigen willst und durch das Logo nur noch die halbe Folie an Platz zur Verfügung steht, würde ich zu Gunsten der Lesbarkeit auf die CI verzichten. Denke daran: Es ist deine (!) Abschlussprüfung und keine Werbeveranstaltung deines Ausbildungsbetriebs. Die vorgebene Zeit von 15 Minuten muss unbedingt eingehalten werden. Daher muss eine bewusste Auswahl der Inhalte getroffen werden. Das bedeutet, dass man nur die absoluten Highlights seines Projekts zeigen sollte. Wo immer es geht, mit Grafiken arbeiten und nicht mit Text. Gerade die wichtige Methodik lässt sich sehr gut visualisieren (UML, ERM usw.). Auf jeden Fall muss sowohl die Technik, als auch die Wirtschaftlichkeit gezeigt werden. Wichtige Eckpunkte, die aus der Präsentation hervorgehen müssen: verwendete Programmiersprache und Datenbank sowie ggfs. Frameworks. Fokus auf die eigenen Inhalte legen. Nicht auf ein funktionierendes Internet verlassen! Zwischenfragen nicht zulassen! Konkrete Inhalte Klassischer Aufbau: Einleitung, Hauptteil, Schluss. Einleitung stellt Prüfling, Betrieb und Thema vor. Hauptteil zeigt die Highlights aus den einzelnen Projektphasen. Schluss gibt einen Rück- und Ausblick. Einleitung Titelfolie mit Projektbezeichnung, Daten des Auszubildenden und des Ausbildungsbetriebs. Agenda zeigt geplanten Ablauf der 15 Minuten. Kurze (!) Vorstellung des Prüflings und des Unternehmen. Das Projekt und die Aufgaben des Prüflings müssen verständlich erklärt werden, auch für Mitglieder des Prüfungsausschusses, die die Projektdokumentation nicht gelesen haben. Insb. das Projektziel und die Begründung für die Durchführung müssen ersichtlich werden. Kurze (!) Beschreibung der Ausgangssituation (Ausbildungsbetrieb, Problemstellung, Ist-Analyse). Viele Prüflinge nutzen diesen Teil als viel zu lange Werbeveranstaltung für das Ausbildungsunternehmen. Es interessiert niemanden, wie viele Standorte und tolle Produkte dein Unternehmen hat. Du sollst dein Projekt und deine eigene Arbeit vorstellen. Eine Folie zum Unternehmen und maximal ein paar Sätze dazu reichen. Hauptteil Übliche Grafiken zur Erklärung bestimmter Sachverhalte. ERM, Tabellenmodell für die Datenbank. GUI-Mockup, Screenshot für die Oberfläche. Use-Case-/Aktivitätsdiagramm, EPK oder Flussplan für die Anforderungen. Klassen-/Komponentendiagramm für die Architektur der Anwendung. Deplomentdiagramm für die physikalische Verteilung der Anwendung. Klassen-/Sequenz-/Zustandsdiagramm für die Implementierung. Visuelle Amortisationsrechnung bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Der Aufbau des Hauptteils sollte dem Ablauf des Projekts folgen (Projektphasen). Projektplanung Projektziel (Soll-Konzept, Qualitätskriterien). Hierbei besonders auf den Kontext und das Ziel des Projekts eingehen, das man ohne Vorkenntnisse verstehen sollte. Ich habe schon Präsentationen gesehen, bei denen ich bis zum Ende nicht wusste, was eigentlich genau umgesetzt wurde und warum das sinnvoll war. Projektbegründung: Projektkosten und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung (Amortisationsrechnung, gerne grafisch), ggfs. Nutzwertanalyse. Projektphasen mit Angabe der geplanten Stunden Vorstellung des Entwicklungsprozesses Wirtschaftlichkeit: Kosten- und Amortisationsrechnung; ggfs. Nutzwertanalyse Die Wirtschaftlichkeit ist ein absoluter Pflichtteil in jeder Präsentation, auch wenn die meisten Entwickler sich lieber mit der Technik auseinandersetzen. Analyse Vorgehen beschreiben Use Cases zeigen Lastenheft Entwurf Programmablauf: EPK, Aktivitätsdiagramm, Flussplan GUI: MockUps der Oberflächen, Konzept der Dialoge Datenbank: ERM, Tabellenmodell Architektur der Anwendung (Einbindung in und Interaktion mit anderen Systemen): Komponentendiagramm, Verteilungsdiagramm Wie komplex ist die Aufgabenstellung? Welche Komponenten wurden umgesetzt? Entscheidung für Programmiersprache, Datenbank, Frameworks usw. begründen, z.B. mit einer Nutzwertanalyse Implementierung (z.B. ERM, UML, (kurze) Quelltexte, Screenshots). Es ist erstaunlich, dass es immer wieder Präsentationen gibt, aus denen die verwendete Programmiersprache und/oder Frameworks usw. nicht hervorgehen. Auch die Qualitätssicherung ist ein zentraler Punkt. Hast du getestet? Wie? Gab es Code-Reviews? Wer hat das Programm abgenommen? interessante Quelltexte, Screenshots zeigen Endergebnis zeigen: Screenshots, Live-Demo (besser als Video aufzeichnen) Beispiele für aufgetretene Probleme und deine Lösungen dafür. Bitte keine Trivialitäten wie "ich habe bei der for-Schleife einen Off-by-one-Error gehabt". Test/Abname Testplan, Unit-Tests, Testprotokolle zeigen Dokumentation Benutzerdokumentation vorstellen Entwicklerdokumentation zeigen Schluss Fazit: Zielerreichung, Akzeptanz beim Kunden Hier kannst du gerne noch kurz (!) deine Erfahrungen unterbringen und ggfs. zeigen, dass das Projekt fortgeführt oder erweitert wird. Lessons Learned: Was hat der Prüfling aus dem Projekt gelernt? Ausblick: Wird das Projekt weitergeführt und wenn ja wie? Obligatorische Schlussfolie mit Name, Logo usw. Bewertungsschema der IHK Die IHK bewertet die Präsentation nicht allein, sondern im Zusammenhang mit dem anschließenden Fachgespräch. Es gibt also immer nur eine Note für den gesamten Prüfungstag. Dennoch kann eine gute Präsentation natürlich die Gesamtnote verbessern bzw. eine schlechte das ansonsten gute Fachgespräch abwerten. Das folgene Bewertungsschema wird von mehreren IHKen verwendet. Allerdings kann jede IHK eigene Vorgaben machen. Bitte suche daher auf der Website der für dich zuständigen IHK nach den konkreten Vorgaben für deine Prüfung. Fachkenntnisse (20%) Die musst du also zeigen! Das bedeutet: Methoden, Kosten, Grafiken, spannende Inhalte. Rhetorik (10%) Ich gehe davon aus, dass du die Präsentation so lange übst, bis du sie perfekt auswendig kannst und exakt auf 15 Minuten kommst. Dann sollte der Vortrag locker und professionell möglich sein. Medieneinsatz (10%) Wie man mit PowerPoint umgeht, solltest du nach drei Jahren Ausbildung wissen. Sinnvolle Animationen sind zur Unterstützung der Verständlichkeit Pflicht. Begrüßung und Einstieg in die Präsentation (10%) Siehe oben: Mache direkt dein Thema deutlich und zeige, was deine Leistung ist. Verschwende keine wertvolle Zeit mit der Historie oder dem Organigramm deines Ausbildungsbetriebs. Ergebnis des Fachgesprächs (50%) Foliendesign Zum Thema Foliendesign ist eine allgemeine Empfehlung schwierig. Viele Prüfungsausschüsse werden wohl den "klassischen" Aufbau der Folien erwarten, also... Kopf-/Fußzeile mit Unternehmenslogo, Datum, Titel etc. Folien sollten der Corporate Identity des Ausbildungsbetriebs folgen ständig sichtbares Inhaltsverzeichnis (als "Fortschrittsbalken") Stichpunkte als Bullet Points auf den Folien nicht zu viel Text auf den Folien Methoden grafisch dargestellt Ich persönlich vertrete jedoch einen anderen Ansatz, den du dir hier im Detail anschauen kannst: Ideen für moderne Projektpräsentationen. Literaturempfehlungen * * * Links Permalink zu dieser Podcast-Episode RSS-Feed des Podcasts Die 11 häufigsten Fehler in der Projektpräsentation Ideen für moderne Projektpräsentationen Weitere Infos zur ProjektpräsentationDu suchst noch mehr Tipps rund um die Projektpräsentation? Dann schau doch mal in diese Artikel- und Podcast-Kategorie: Alle Artikel rund um die Projektpräsentation.Und wenn du dich für meinen Newsletter einträgst, kannst du dir jetzt sofort meine Checkliste für die Projektpräsentation herunterladen.Jetzt anmelden!

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Der Podcast rund um die Ausbildung in den IT-Berufen (insb. Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung) von Stefan Macke.