#62 Jüdische Geschichte Kompakt – Regina Scheer über Hertha Gordon-Walcher
Diese Folge ist der Livemitschnitt eines Gesprächs, das am 15. Februar dieses Jahres im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Books & Cookies“ im Potsdamer Café Ricciotti stattgefunden hat. Zu Gast war die Schriftstellerin Regina Scheer, mit der Lutz Fiedler und Ulrike Schneider, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Potsdam, gesprochen haben. Wir bitten die entsprechende Geräuschkulisse, die insbesondere zu Beginn des Podcasts zu hören ist, zu entschuldigen. Diesem Format sind auch zwei kleine Versprecher geschuldet, die sich in den Gesprächsverlauf eingeschlichen haben: der Königsberger Rabbiner hieß Hermann Vogelstein, und statt der Oktoberrevolution ist die Novemberrevolution (1918) gemeint. Regina Scheer hat sich bereits in mehreren Buchprojekten Themen der deutsch-jüdischen Geschichte gewidmet. In ihrem Buch „Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“, das 2023 im Penguin-Verlag erschienen ist, zeichnet sie nun das Jahrhundertleben der Kommunistin, Wegbegleiterin von Clara Zetkin und Übersetzerin Hertha Gordon-Walcher (1894–1990) nach. Von der Wendung der jungen Jüdin Hertha Gordon zum Sozialismus ausgehend, portraitiert Regina Scheer eine außergewöhnliche Frau in unruhigen Zeitläufen, deren Leben zuerst von existenziellen Auseinandersetzungen während des Ersten Weltkriegs und in der Weimarer Demokratie geprägt war, bald jedoch von Widerstand, Flucht und Exil angesichts des Nationalsozialismus sowie der späteren Hoffnung auf den Aufbau eines anderen Deutschland nach dem Krieg bestimmt wurde. Im Zentrum steht dabei auch die Darstellung zahlreicher Frauen im Umfeld von Hertha Gordon-Walcher. Mit dieser Biografie rekonstruiert Regina Scheer auch das Netzwerk bekannter und weniger bekannter Frauen, die in der bisherigen Parteiengeschichte von KPD, KPO und SAP nur am Rande erwähnt wurden. Für diese Biografie wurde Regina Scheer 2023 mit dem Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.