Jakobspital

http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2014/07/Jakobsspital.mp3 Audio-Podcast: 06:47min Kennen Sie… das Jakobspital? Im Mittelalter wurde die Gesundheitsversorgung in erster Linie von kirchlichen Institutionen erledigt. Bis heute ist diese Tradition in Trier mit seinen nicht in kommunaler Trägerschaft stehenden Krankenhäusern erhalten geblieben. Die einst bedeutendste soziale Einrichtung war seit dem frühen 12. Jahrhundert das St. Jakobs-Spital, dessen erhaltene Gebäude in der Straße „Jakobsspitälchen“ zu finden sind. Auch wenn heute nur noch zwei Häuser und Teile einer Kapelle von dem ehemaligen Hospital zeugen und der Straßenname die Institution in der Verkleinerungsform nennt, war das Hospital mitten in der Stadt eines der wichtigsten für die Trierer Bevölkerung. Die Hauptaufgabe der hier ansässigen Jakobus-Bruderschaft bestand darin, sich den Kranken, Alten und Fürsorgebedürftigen anzunehmen. Ursprünglich betreute die Bruderschaft die zahlreichen Pilger, die den Jakobsweg bis Santiago de Compostela gingen und Trier als wichtige Station passierten. Das Wort „Hospital“ oder kurz „Spital“ stammt vom lateinischen Wort „hospitium“ („Gastfreundschaft“) ab. Von dem Hospital selbst sind heute die beiden schlichten Häuser im Jakobsspitälchen 2 und 3 erhalten geblieben. Im Haus Jakobspitälchen Nr. 2 wohnten die Männer, in der Nummer 3 die Frauen, welche sich für ihren Altensteil dort eingekauft hatten. Mittelalterliche Zustände herrschten noch in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als hier WG-Zimmer vermietet wurden, in denen nicht nur mit Kohle geheizt werden, sondern die Kohle auch direkt im Zimmer gelagert werden musste. Ursprünglich lag die Einrichtung hinter einer Mauer entlang der heutigen Fleischstraße. Ein Tor führte in einen Innenhof, auf dessen rechter Seite die St.-Jakobs-Kirche lag. Dessen Chor schloss im Osten gerade zur Fleischstraße hin ab. Um 1360 wurde die Kirche neu errichtet und bis heute haben sich zwei ihrer Joche erhalten. 1984 wurde der jetzige Raum mit insgesamt drei Jochen mit geripptem Kreuzgratgewölbe restauriert. 1559 war hier der Ort, an dem der protestantische Reformator Caspar Olevian weiterhin seine Ideen verkündigte. Der Stadtrat von Trier hatte ihm nämlich das Predigen in städtischen Räumen verboten. Der ehemalige Kirchenraum beherbergte lange Jahre eine Kunstgalerie und ist heute repräsentativer Verkaufsraum einer Boutique. Die beiden Joche, die zur Kirche gehörten, sind gut an den Schlusssteinen der Gewölbe zu erkennen. Der erste zeigt ein Blumenornament, der zweite ein Wappenfeld. Den südlichen Abschluss bildet heute eine große verglaste Wandaussparung, die den Blick von außen in den Raum freigibt, wenn dieser nicht gerade von Vorhängen verdeckt ist. Die Gebäude des Hospitals schlossen sich hinter der Kirche Richtung Metzelstraße an und wurden mehrfach umgebaut. Durch Quellen belegt ist ein stattlicher Neubau aus den Jahren 1543 bis 1546. Die Gebäudeteile, die heute noch stehen, wurden 1750 bis 1753 nach Plänen des Hofbaumeisters Johannes Seiz, der als Meisterschüler und Mitarbeiter bei Balthasar Neumann gelernt hat, umgebaut. Im Stadtmodell des Stadtmuseums Simeonstift, welches Trier um 1800 zeigt, ist das Hospital mit seiner Kirche und den Gebäuden von Seiz zu sehen. Den Innenhof des Areals mit den beiden etwas versetzt stehenden Häusern sowie weiteren Ökonomiegebäuden erreichte man durch ein Portal in der Fleischstraße. Erst im Zuge der Säkularisation wurde die Mauer samt Portal abgerissen und der öffentliche Durchgang zur Metzelstraße geschaffen. Die bis zu 100 Mitglieder der Bruderschaft waren Bürgermeister, Patrizierfamilien oder auch Schöffen. Ab dem 14. Jahrhundert kamen wohlhabende Handwerker hinzu.

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Mit den Architektur-Podcasts lässt sich Architektur und Stadtentwicklung in Trier unmittelbar vor Ort entdecken. Hören Sie den mehrminütige Beitrag, während ihr Blick über die Architektur schweifen und auf Details verweilen kann. Lernen Sie Trier neu kennen! Die Architekturessays und Perlen des Städtebaus präsentiert die Kunthistorikerin und Redakteurin Bettina Leuchtenberg. Sie geht kleinsten Hinweisen nach, die sie in Gesprächen oder der Literatur entdeckt und findet bei der näheren Betrachtung immer wieder Details und Unverhersehbares, was die steinernen Zeugnisse der Vergangenheit in aktuelle Bezüge setzten und den Blick schärfen.