Kastenhäuser

http://www.architektur-podcast.de/wp-content/uploads/2015/01/Kastenhaeuser.mp3 Audio-Podcast: 7:22 min Kennen Sie… die Kastenhäuser? Die Siedlung Auf der Hill in Olewig ist alles andere als eine langweilige Aneinanderreihung von Reihenhäusern, bei denen sich die Bewohner oftmals zu nahe kommen und Individualität bei der Ausführung keine Rolle spielt. Jedes einzelne der 65 Häuser ist den topografischen Gegebenheiten angepasst und bietet trotz der Nähe zu den Nachbarn Intimität. Die Häuser der Siedlung „Auf der Hill“ stehen eng beieinander und teilweise auch aneinander. Gemeinsam ist den Bewohnern der freie und weite Blick in die Natur, vor allem von den Terrassen aus. Diese sind genau wie die Wohnetagen nach Westen gerichtet und profitieren damit von der Sonne bis in den späten Abend hinein. Nachdem Mitte der sechziger Jahre der Trierer Hafen errichtet, im Jahr 1970 die Trierer Universität neu gegründet wurde und sich gleichzeitig vermehrt Industriegebiete in den 1969 eingemeindeten Orten ansiedeln konnten, erlebte Trier einen regelrechten wirtschaftlichen Aufschwung. Und so wuchs auch der Bedarf an neuen Wohnungen und Häusern. Es entstanden beispielsweise das Wohngebiet Im Schammat mit dem sozialen Schammatdorf und das Neubaugebiet Mariahof. Ein weiteres der neuen Wohngebiete entstand in den frühen Siebziger Jahren in Olewig im Streifen zwischen der St.-Anna-Straße und der Caspar-Olevian-Straße. Auftraggeber war das 1949 gegründete „Familienwerk des Bistums Trier“, welches sich unter anderem den Neubau von Wohnraum und den Siedlungsbau zur Aufgabe gemacht hat. Die Straße Auf der Hill führt direkt in die gleichnamige Siedlung hinein, die der Trierer Architekt Günter Kleinjohann plante. Olewig selbst gehört schon seit 1930 zur Stadt Trier und wurde stetig über den Ortskern hinaus erweitert. Aus den Dreißiger Jahren stammt die Siedlung Trier-Ost, aus den Fünfziger und Sechziger Jahren die Bebauung am Trimmelter Weg. Von 1969 bis 1974 schließlich wurde das Gebiet Auf der Hill erschlossen und bebaut. Städtebaulich ist Auf der Hill ein zusammenhängender Komplex mit 65 Einfamilienreihenhäusern. Die längsgestreckte Siedlung liegt auf einem Hang zwischen zwei Straßen, an denen sich die Garagen und die Zugänge zu den Fußwegen befinden. Die aus weißem Kalksandstein gemauerten Häuser sind entweder zwei- oder zweieinhalbgeschossig. Etwa die Hälfte der Einfamilienhäuser sind als Terrassenhäuser ausgestaltet. Die einzelnen Häuser bilden Gruppen, die sich jeweils um eine Art öffentlichen Hof oder Platz reihen. Der hier entstehende Raum ist der Kommunikation, dem Zusammenleben und der Nachbarschaft gewidmet. Jedes einzelne Haus variiert in seiner räumlichen Ausweitung, so dass individuelle Bedürfnisse der Bauherren berücksichtigt werden konnten. Auch wenn die Häuser teilweise aneinandergebaut und eng gestaffelt platziert sind, haben die Bewohner dennoch eine Privatsphäre, die sich aus der ausgeklügelten Bauform der Häuser ergibt. „Die Häuser sollten nicht zu teuer sein, also war die Wirtschaftlichkeit zugleich Forderung und ein wesentliches Kriterium“, berichtet Günter Kleinjohann, der seit den frühen Siebziger Jahren selbst eines der Häuser bewohnt. „Das beginnt bei der zweibündigen Erschließung der Siedlung, was bedeutet, dass durch weniger Wege auch billiger gebaut werden konnte.“ Die Häuser selbst sind aus unverputztem Kalksandstein, Sichtbeton und rotbraunen Hölzern an den Fenstern und den Haustüren gestaltet. Sie sind Ost-Westseitig ausgerichtet, wodurch der Wohnbereich jeweils auf der sonnigen Westseite liegt. An den Fußwegen mit den Niveautreppen stehen auf einer Seite immer Terrassenhäuser, wodurch sich automatisch ein Sichtschutz zu den gegenüberliegenden normalen Häusern ergibt. Durch die gestaffelte Ausrichtung,

Om Podcasten

Mit den Architektur-Podcasts lässt sich Architektur und Stadtentwicklung in Trier unmittelbar vor Ort entdecken. Hören Sie den mehrminütige Beitrag, während ihr Blick über die Architektur schweifen und auf Details verweilen kann. Lernen Sie Trier neu kennen! Die Architekturessays und Perlen des Städtebaus präsentiert die Kunthistorikerin und Redakteurin Bettina Leuchtenberg. Sie geht kleinsten Hinweisen nach, die sie in Gesprächen oder der Literatur entdeckt und findet bei der näheren Betrachtung immer wieder Details und Unverhersehbares, was die steinernen Zeugnisse der Vergangenheit in aktuelle Bezüge setzten und den Blick schärfen.