Folge 42 - Unaufhaltsam (Hilde Domin)

Mehr als alles andere verletzten uns häufig Worte. Worte können tiefer und schmerzvoller treffen als physische Attacken. Diese Erfahrung bringt Hilde Domin in ihrem Gedicht kunstvoll und doch intuitiv-verständlich auf den Punkt. Unaufhaltsam Das eigene Wort, wer holt es zurück, das lebendige, eben noch ungesprochene Wort? Wo das Wort vorbeifliegt verdorren die Gräser, werden die Blätter gelb, fällt Schnee. Ein Vogel käme dir wieder. Nicht dein Wort, das eben noch ungesagte, in deinen Mund. Du schickst andere Worte hinterdrein, Worte mit bunten, weichen Federn. Das Wort ist schneller, das schwarze Wort. Es kommt immer an, es hört nicht auf an- zukommen. Besser ein Messer als ein Wort. Ein Messer kann stumpf sein. Ein Messer trifft oft am Herzen vorbei Nicht das Wort. Am Ende ist das Wort, immer am Ende das Wort.

Om Podcasten

Gedichte verstehen Der Podcast verbindet Gedichtrezitation und Deutungsansätze zu den Texten. Damit soll ein erster Verstehenszugang ermöglicht werden. Die Textauswahl umfasst sämtliche Epochen der deutschen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart und nimmt sowohl sehr bekannte als auch weniger bekannte Texte in den Blick.