Hamburg und Haiti classics: Exotisch, laut und großartig: Istanbul 1999 und 2021
Von Marion Wilk und Karin Senz, ARD-Studio Istanbul Moderation: Juliane Eisenführ Als Marion Wilk 1999 für "Zwischen Hamburg und Haiti" in Istanbul war, erlebte sie fasziniert, dass ein Kellner ihre Stimmungslage aus dem Kaffeesatz las: "Dein Herz ist voll - und Du möchtest weinen" - fabulierte er. Und Marion Wilk fühlte sich erkannt - angesichts der orientalisch-exotischen Umgebung, in der sie sich befand. Tempi passati. Zwar sind die Lehren aus dem Kaffeesatz auch heute noch ein heiß diskutiertes Thema in Istanbul - sagt ARD-Korrespondentin Karin Senz. Allerdings interpretiert heute eine App die Reste des türkischen Mokka... Die Stadt am Bosporus ist die einzige Metropole der Welt, die auf zwei Kontinenten liegt. Europa und Asien - nur durch die Meerenge zwischen Schwarzem Meer und Marmarameer getrennt. Heute leben 15 Millionen Menschen hier, Muslime und Christen, arm und reich - alle - und noch viel mehr - verbunden im trubeligen Istanbuler Leben. Die Stadt ist laut. Kirchenglocken vermischen sich mit dem Ruf des Muezzin, Autohupen mit Schiffshörnern, Möwengeschrei mit den Rufen von Markthändlern. Doch anders als Marion Wilk, die sich in der Gastronomie mitten im Getümmel wohl fühlte, bevorzugt Karin Senz gut 20 Jahre später den entspannten Blick von zahlreichen Restaurant-Dachterrassen hinunter auf den Bosporus, die Hügel der Stadt und das laute Leben. Und natürlich hat sich in den vergangenen Jahren auch die politische Lage in Istanbul verändert. Wo 1999 fröhliche Arbeiter Fangen spielten und mit dem Muezzin sangen - auf dem Taksin Platz - denkt man dort heute eher an Demonstrationen und Unruhen. Politische Attentate, der Putschversuch, die anhaltende wirtschaftliche Krise und nicht zuletzt Corona hinterließen in den vergangenen Jahren Spuren in Istanbul. Im Gespräch mit Juliane Eisenführ erzählt Karin Senz vom Leben in Istanbul heute. Marion Wilks Reportage zeichnet das Bild der Stadt am Ende des 20. Jahrhunderts.