Rückzug ist gleich Anfang. Die große Spätzeit des Claudio Abbado in Berlin

Kaum hatte er 1998 angekündet, seinen Berliner Vertrag nicht über 2002 hinaus zu verlängern, wurde Claudio Abbado schwer krank. Die künstlerisch stärkste Phase seiner Zusammenarbeit in Berlin begann dennoch. Wie ist das nur möglich?! Gerade in der Krisis vollendete sich die Mission dieses Zweiflers. Eine Spätzeit zum Bestaunen.

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Claudio Abbado war der erste Lässige in einer aufgesteiften Klassik-Welt und machte sie sinnlicher. Er stammte aus Mailand, kam über Wien und London nach Berlin. Hier begründete seine 12-jährige Ära bei den Berliner Philharmonikern ein neues Bild des Dirigenten. Er verjüngte das Orchester wie kein anderer. Abbado sprach wenig, teilte den Ruhm dafür gern mit befreundeten Solisten wie Maurizio Pollini oder Martha Argerich. Im Konzert konnte er ein Orchester ungeahnt "abheben" lassen. Exzeptionelle Aufnahmen gelangen ihm bei Mahler, Beethoven, Haydn, Rossini und einigen Verdi-Opern.