Wo ich stehe, ist links. Abbado, der erste politische Dirigent.

Ohne je eine politische, geschweige denn linke Parole ausgegeben zu haben, war Claudio Abbado der erste Dirigenten-Superstar mit prononciert politischem Ansehen. Vielleicht wird gerade so Politik gemacht: Indem man nicht viel darüber redet. Beruht Abbados politischer Impetus auf Wahrheit? Oder doch auf Schein?

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Claudio Abbado war der erste Lässige in einer aufgesteiften Klassik-Welt und machte sie sinnlicher. Er stammte aus Mailand, kam über Wien und London nach Berlin. Hier begründete seine 12-jährige Ära bei den Berliner Philharmonikern ein neues Bild des Dirigenten. Er verjüngte das Orchester wie kein anderer. Abbado sprach wenig, teilte den Ruhm dafür gern mit befreundeten Solisten wie Maurizio Pollini oder Martha Argerich. Im Konzert konnte er ein Orchester ungeahnt "abheben" lassen. Exzeptionelle Aufnahmen gelangen ihm bei Mahler, Beethoven, Haydn, Rossini und einigen Verdi-Opern.