29 - Vieux-Laque-Zimmer

Das Vieux-Laque-Zimmer wurde von Maria Theresia nach dem plötzlichen Tod ihres geliebten Gatten Franz Stephan, der im Jahr 1765 starb, als Gedächtnisraum umgestaltet. Schwarze Lacktafeln, die aus Peking stammen, wurden in die Nussholzvertäfelung eingesetzt und mit vergoldeten Rahmen versehen. Maria Theresia legte nach dem Tod Franz Stephans die Witwentracht nie mehr ab. Im Gebetbuch der Kaiserin fand man nach ihrem Tod einen Zettel, auf dem sie die glückliche Zeit ihrer Ehe bis auf die Anzahl der Stunden genauestens notiert hatte. Sie gab für diesen Gedächtnisraum auch drei Gemälde in Auftrag: in der Mitte sehen Sie Franz I. Stephan von Pompeo Batoni, vom gleichen Maler stammt auch das Doppelbildnis Josephs II. und dessen Bruder Leopold, das 1769 in Rom entstand. Auf dem Tisch rechts von Joseph liegt ein Exemplar Montesquieus „Esprit des lois“, eines der wichtigsten Werke der Aufklärung. Das Gedankengut der Aufklärung durchzog alle Bestrebungen und Reformen des jungen Kaisers.

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Bereits im 17. Jh. besaßen die Habsburger an dieser Stelle ein Lustschloss, das 1683 im Zuge der zweiten Türkenbelagerung zerstört wurde. Nach dem Sieg über die Osmanen beauftragte Kaiser Leopold I. den österreichischen Barockarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach ein Jagdschloss zu errichten. Ein halbes Jahrhundert später ließ Maria Theresia Schönbrunn zu ihrer offiziellen Sommerresidenz im Rokokostil durch Nicolaus Pacassi umbauen. Hier verbrachte sie mit ihrem Hofstaat, der immerhin über 1500 Personen zählte, die Sommermonate. Die kaiserliche Familie trug auch persönlich zur Ausstattung der Räumlichkeiten bei, wodurch die Geschichte des Schlosses bis heute lebendig bleibt sowie von der Wohnkultur und dem Alltag der Habsburger erzählt. Auch Maria Theresias Nachfolger hinterließen Spuren, vor allem ihr Ur-Urenkel Kaiser Franz Joseph, der in Schönbrunn geboren wurde und nach 68jähriger Regierungszeit 1916 hier verstarb. Wenn Sie den ersten Stock erreicht haben, gehen Sie nach rechts in das so genannte Fischgrätzimmer. Durch das Fenster auf der linken Seite sehen Sie in den Großen Kaiserhof, der zum Kindermuseum gehört, in dem die BesucherInnen vieles über das Alltagsleben am Kaiserhof erfahren und auch einiges ausprobieren können. Die geöffnete Türe gewährt einen Blick in das Flügeladjutantenzimmer. Die Hauptaufgabe des Flügeladjutanten bestand darin, dem Kaiser militärische Informationen sofort zukommen zu lassen. In diesem Zusammenhang ist vermutlich auch seine Unterbringung in unmittelbarer Nähe des Monarchen zu erklären.