30 - Napoleonzimmer

Das Napoleonzimmer erinnert an den Kaiser der Franzosen, der hier – im ehemaligen Schlafzimmer Maria Theresias - anlässlich seiner beiden Besetzungen Wiens im Jahre 1805 und 1809 residierte. Durch die Vermählung Napoleons mit Marie Louise, der Tochter des Kaisers Franz II./I., Enkelsohn Maria Theresias, im Jahre 1810, sollte der Friede zwischen den beiden Machthabern besiegelt werden. Nach dem Sturz Napoleons kehrte Marie Louise vorübergehend mit ihrem Sohn an den Wiener Hof zurück. Im Zuge des Wiener Kongresses 1814/15 erhielt sie schließlich das Herzogtum Parma zugesprochen – allerdings unter der Bedingung, ihren Sohn, den Herzog von Reichstadt, in Wien zurückzulassen. Der kleine „Prinz Franzi“, wie er am Hof genannt wurde, sollte als Sohn Napoleons auf Betreiben der europäischen Mächte politisch unbedeutend bleiben und am Wiener Hof unter der Obhut seines Großvaters isoliert aufwachsen. Wie alle männlichen Habsburger erlernte auch er - der Familientradition entsprechend - ein bürgerliches Handwerk, und so ist er auf einem der Gemälde als kleiner Gärtner porträtiert; die Haubenlerche auf dem Konsoltisch war sein geliebtes Haustier. Der Herzog starb 1832 im Alter von erst 21 Jahren an Tuberkulose, die Büste zeigt ihn auf dem Totenbett. Im nachfolgenden Porzellanzimmer (Raum 31) kehren wir wieder in die Zeit Maria Theresias zurück, die diesen kleinen Raum als Spiel- und Arbeitszimmer nutzte. Das blau-weiß bemalte, holzgeschnitzte Rahmenwerk, das Porzellan imitiert, überzieht den gesamten Raum bis zur Decke. Darin sind insgesamt 213 blaue Tuschzeichnungen eingefügt, die von Franz Stephan und einigen der Kinder ausgeführt und auch signiert wurden. Eine von ihnen, Marie Christine, ist auf einem der Portraitmedaillons wiedergegeben. Sie war die erklärte Lieblingstochter der Kaiserin und durfte als einzige den Mann heiraten, den sie liebte – den Herzog Albert von Sachsen-Teschen.

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Bereits im 17. Jh. besaßen die Habsburger an dieser Stelle ein Lustschloss, das 1683 im Zuge der zweiten Türkenbelagerung zerstört wurde. Nach dem Sieg über die Osmanen beauftragte Kaiser Leopold I. den österreichischen Barockarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach ein Jagdschloss zu errichten. Ein halbes Jahrhundert später ließ Maria Theresia Schönbrunn zu ihrer offiziellen Sommerresidenz im Rokokostil durch Nicolaus Pacassi umbauen. Hier verbrachte sie mit ihrem Hofstaat, der immerhin über 1500 Personen zählte, die Sommermonate. Die kaiserliche Familie trug auch persönlich zur Ausstattung der Räumlichkeiten bei, wodurch die Geschichte des Schlosses bis heute lebendig bleibt sowie von der Wohnkultur und dem Alltag der Habsburger erzählt. Auch Maria Theresias Nachfolger hinterließen Spuren, vor allem ihr Ur-Urenkel Kaiser Franz Joseph, der in Schönbrunn geboren wurde und nach 68jähriger Regierungszeit 1916 hier verstarb. Wenn Sie den ersten Stock erreicht haben, gehen Sie nach rechts in das so genannte Fischgrätzimmer. Durch das Fenster auf der linken Seite sehen Sie in den Großen Kaiserhof, der zum Kindermuseum gehört, in dem die BesucherInnen vieles über das Alltagsleben am Kaiserhof erfahren und auch einiges ausprobieren können. Die geöffnete Türe gewährt einen Blick in das Flügeladjutantenzimmer. Die Hauptaufgabe des Flügeladjutanten bestand darin, dem Kaiser militärische Informationen sofort zukommen zu lassen. In diesem Zusammenhang ist vermutlich auch seine Unterbringung in unmittelbarer Nähe des Monarchen zu erklären.