Siegfried Reusch: Ist Zweifeln allzu menschlich?
Die Welt wird immer komplexer. Glaubte man einst, wir lebten in einer Wissensgesellschaft, so mag dies vielleicht für das akkumulierte, theoretisch verfügbare Wissen gelten, wissender, im Sinne des Verstehens von Zusammenhängen, sind wir aber nicht im selben Maße geworden. Vielmehr scheinen wir allmählich zu begreifen, dass uns endgültige Gewissheit vermutlich niemals vergönnt sein wird. Dass sich uns dieser seit jeher angestrebte Zustand, immer entziehen, unverfügbar bleiben wird. Und die Kunst besteht vielleicht eben darin, an dieser Einsicht nicht zu verzweifeln. Und überhaupt, muss das Anzweifelbare denn stets etwas Schlechtes sein? Hat es denn nicht auch seine guten Seiten, dass der Mensch zweifelt - die Welt und die Dinge in ihr in Frage stellt? Sollten wir nicht vielleicht sogar denen, die postulieren, eine absolute Wahrheit gefunden zu haben, besonders misstrauisch begegnen? Angesichts der Vielzahl an Verschwörungstheorien ist dies vermutlich kein schlechter Rat. Im Zweifel für den Zweifel? Oder können wir auch zu viel in Frage stellen und am Zweifel selbst gar zugrunde gehen? Ich freue mich, in der heutigen Episode das Gespräch mit dem Philosophen Siegfried Reusch präsentieren zu können, der mir geduldig meine Fragen über das Zweifeln beantwortet hat.