Boris Palmers Dauer-Attribut ist "umstritten", er gilt als polarisierender Politiker. Und trotzdem wird er 2022 zum dritten Mal zum Oberbürgermeister von Tübingen gewählt. Er brennt für die Lokalpolitik, weil er hier wirklich etwas bewegen kann. Palmer ist ein Macher, einer, der Probleme direkt angeht. Dass er dabei anderen auf die Füße tritt – egal. Seine Mission ist die Welt zu retten! Dafür nimmt er auch bad vibrations in Kauf. So bricht er gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit einer ungeschriebenen Dienstwagen-Regel. Mit der Verpackungssteuer und den Tests für alle während der Pandemie wird Tübingen zum role model für andere Kommunen. Warum passen die Stadt und Palmer scheinbar so gut zusammen?
Jeden Donnerstag eine neue Folge überall, wo es gute Podcasts gibt. Gleich weiterhören? Alle Folgen jetzt schon in der ARD Audiothek (https://1.ard.de/stunk-palmer-bringt-die-welt-in-ordnung).
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Der Oberbürgermeister von Tübingen polarisiert. Schon die Nennung des Namens „Boris Palmer“ löst sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Interessanter Typ, sagen viele – und dass sie nicht so genau wissen, was sie von ihm halten sollen. Er ist sehr intelligent, ein Macher, einer, der nach Lösungen sucht und anpackt, wenn er ein Problem erkennt. Palmer hat Sternstunden. Dafür wird er gefeiert. Dafür wird er auch zum dritten Mal als Oberbürgermeister in Tübingen wiedergewählt, auch wenn die Bürgerinnen und Bürger mit seiner Art nicht immer einverstanden sind. Da lässt er Menschen oft ratlos zurück, weil er Dinge sagt, die man als aufgeklärter Mensch nicht tut oder sagt – und dabei oft genug Mitmenschen auf die Füße tritt oder sogar konkreten Einfluss auf ihr Leben hat. Vielen stößt auch auf, dass er sich immer wieder im Ton vergreift. Er ist der Gegenentwurf zum glatten Politiker. Wie gehen wir als Gesellschaft mit so einem um? Brauchen wir Menschen wie Boris Palmer, die alles andere als glatt sind, um etwas voranzubringen? Und wie viel davon kann die Gesellschaft aushalten?
Über allem scheint so eine Art Mission zu stehen: Boris Palmer sagt, er wolle die Welt retten, und um sie retten zu können, müsse auch jeder davon mitkriegen. Umweltschutz ist also seine oberste Handelsmaxime. Auf dem Weg dahin hat er wahre Sternstunden, wie z.B. bei der Schlichtung zu Stuttgart 21 oder im Umgang mit der Corona-Krise In solchen Momenten wird er als grüner Shooting Star gefeiert. Dann aber sorgt er mit provokanten Äußerungen auf Facebook für einen Sturm der Entrüstung. Sein Freund Rezzo Schlauch hat es so formuliert: alles, was er erreicht hat, reißt er mit dem Hintern wieder ein.
Im Podcast schauen die Autorinnen und Hosts Sandra Kolnik und Alexandra Müller Palmers Sternstunden genauer an, aber auch seine fragwürdigen Auftritte. Sie beschäftigen sich mit seinem Vater, dem Remstal-Rebellen Helmut Palmer, und wie sehr Boris durch ihn geprägt wurde. Wie hat sich die politische Debattenkultur verändert und wo ist inzwischen die rote Linie des Sagbaren? Wie viel Narzissmus steckt in der Politik? Und es wird auch um die Rolle der Medien im Umgang mit Palmer gehen – und um seinen Umgang mit den sozialen Medien, um seine Lust am großen Auftritt und an der Provokation.
Stunk. Palmer bringt die Welt in Ordnung ist ein Podcast des SWR.