Energie-Sanktionen: Schlechter als ihr Ruf?

Ein Gespräch zwischen Prof. Dr. Marcel Thum und Prof. Dr. Norbert Berthold. Mit der Ukraine-Krise ist auch die Diskussion über Sanktionen wieder zurück. Erst drohten westliche Länder mit ihnen. Die Drohungen sollten Russland abschrecken, die Ukraine zu überfallen. Das hat nicht funktioniert. Dann sollten harte Sanktionen helfen, den russischen Angriffskrieg möglichst schnell zu beenden. Auch das scheint nach fast 1 ½ Jahren nicht so zu klappen wie erhofft. Die russische Wirtschaft ist nicht kollabiert, russische Raketen und Drohnen ermorden Menschen, zerstören Häuser und legen die Infrastruktur der Ukraine in Schutt und Asche. Russland hält noch immer 1/5 des ukrainischen Staates besetzt. Ein Ende der Sanktionspolitik gegen Russland ist deshalb auch nicht in Sicht. Die EU-Kommission hat sich gerade auf das 11. Sanktionspaket verständigt. Ein Schwerpunkt der Sanktionen liegt im Energiebereich, bei Kohle, Öl und Gas. Viele Ökonomen glauben, harte Energiesanktionen würden wirken, wenn auch erst mit Zeitverzögerung. Kai A. Konrad (MPI) und Marcel Thum (TU Dresden) sind allerdings skeptisch. Sie haben gefragt, ob sich Sanktionen bei fossilen Energieträgern überhaupt als Druckmittel in Verhandlungen eignen. Können Embargos von Energie wirklich so viel Druck auf rohstofffördernde Länder ausüben, dass sie die Dauer des Konflikts verkürzen und das sanktionierte Land konzessionsbereiter machen? Oder sind die Energiesanktionen gegen Russland womöglich ein Schlag ins Wasser? Die Referenten: Prof. Dr. Marcel Thum ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Dresden und Direktor des ifo Instituts in Dresden. Thum studierte von 1985 bis 1990 Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München und schloss das Studium als Diplom-Volkswirt ab. Anschließend war er dort am Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und wurde 1995 promoviert. Nach einem kurzen Aufenthalt als John Foster Dulles Visiting Lecturer an der Woodrow Wilson School der Princeton University kehrte er nach München zurück und war dort bis zu seiner Habilitation 2001 Wissenschaftlicher Assistent. Seit 2001 ist er Professor für Volkswirtschaftslehre an der TU Dresden und seit 2004 Leiter der Niederlassung des ifo Instituts in Dresden. Er ist seit 2019 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen. Prof. Dr. Norbert Berthold ist Professor (em.) für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsordnung und Sozialpolitik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er war an den Universitäten Freiburg, Münster, Hamburg, Düsseldorf und Würzburg tätig. Norbert Berthold ist Initiator und Betreiber des Ökonomen-Blogs „Wirtschaftliche Freiheit“ und damit auch Namensgeber und Initiator dieses Podcasts.

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